Bestäubende Insekten

Es gibt sehr viele Insekten, die Blüten besuchen und sich von Nektar ernähren. Diese kann man grob in zwei Gruppen einteilen: die bestäubungsuntüchtigen Besucher und die Bestäuber.

Zu den bestäubungsuntüchtigen Blütenbesuchern gehören Insekten mit meist kauend-leckenden Mundwerkzeugen. Sie ernähren sich als ausgewachsene Tiere von Nektar, ihre Larven werden aber nicht mit eiweißhaltigen Pollen gefüttert, sondern sind Fleischfresser. Zu diesen Insekten gehören die meisten Käfer, Fliegen, Schlupf-, Grab-, Blatt- und Wegewespen und auch etliche soziale Wespen, wie die Gemeine und die Deutsche Wespe. Der Pollen bleibt unter Umständen auch bei diesen Insekten am Körper hängen, aber eine relevante Bestäubungsleistung ist nicht festzustellen, es handelt sich hier um ein reines Zufallsprodukt.

Bestäuberinsekten haben meist leckend-saugende Mundwerkzeuge und ein pollenspeicherndes Haarkleid. Bei vielen Bienen hat sich ein spezieller Pollensammelapparat entwickelt. Die Bestäuberinsekten tragen den Pollen zu ihren Nistplätzen, um den Nachwuchs mit dem eiweißhaltigen Pollen zu ernähren. Durch diese Sammeltätigkeit kommt es erst zu einer systematischen und wirkungsvollen Bestäubung.

 Man kann die Bestäuberinsekten v.a. die Bienen anhand ihrer Sammeltechnik gliedern. So gibt es Bauch-, Hinterleibs-, Bein- und Schienensammler.

Zu den Bauchsammlern gehören Tiere der Gattungen Osmia (Mauerbienen), Megachile (Blattschneider und Mörtelbienen) und Anthidium (Wollbienen). Sie fegen mit zitternden Bewegungen über die Blüten und ihre Staubgefäße und füllen so die dichten Bauchbürsten mit Pollenkörnern.

Die Hinterleibssammler, zu denen die Spiralhornbienen der Gattung Systropha gehören, wälzen sich in Trichterblüten, z. B. Winden, um in den Haaren des Hinterleibs und der Beine Pollen aufzusammeln.

Beinsammler hingegen sammeln den Pollen mit den Haaren an ihren Beinsegmenten. Zu ihnen gehören Sand-,  Furchen- und Hosenbienen. Hosenbienen strampeln sich die Pollenkörner in die relativ langen Haare der Beine und sie können so mehr als die Hälfte ihres Eigengewichtes an Pollen transportieren.

Zu den Schienensammlern gehören viele stachellose Bienen, Goldbienen, Hummeln und die Honigbienen. Die Schwebebienen (Melitturga) befeuchten den Pollen mit Nektar aus ihrem Mund und kleben sich den Brei in einem breiten Ring um die Hinterbeinschiene. Pelzbienen (Anthophora und Amegilla) drücken sich die Masse in die Schienen und Fersenbürsten. Sie gehören ebenso zu den Schienensammlern, wie alle höheren Bienen, die Pollenkörbchen an den Schienen der Hinterbeine entwickelt haben. Diese Körbchen sind kahle, etwas hohle, von eingebogenen Borsten umgebene Flächen an den Hinterschienbeinen.

Die Honigbienen haben das Pollensammeln perfektioniert. Beim Blütenbesuch wird die überall behaarte Biene mit Pollenkörnern regelrecht überpudert. Dann reinigt sie sich mit den an der Innenseite des ersten Tarsengliedes eines jeden Beines sitzenden Bürsten. Das Material, das die Biene mit Nektar aus dem Mund befeuchtet, wird in die sehr aufnahmefähigen Bürsten der Hinterbeine gegeben. Dort wird der Pollen durch Reiben der Hinterbeine mit den Querkämmen der Schienenenden ausgekämmt und gelangt unter Druck eines durch Gelenkbewegungen in Tätigkeit versetzten Zahnes zwischen Schiene und Tarse (Fuß) an der Außenseite ins Pollenkörbchen. Hier wird der Pollen höher und höher geschoben, je mehr Pollen von unten nachgeschoben wird.

Soziale Bienen legen große Vorräte für ihre Brut und sich selbst an, Solitärbienen nur einen kleinen rundlichen für den Nachwuchs bemessenen Pollenballen. (Walter Linsenmaier, „Knaurs Großes Insektenbuch“)