Reinzucht

Bei uns in Europa gibt es von der Honigbiene mehrere natürlich entstandene Unterarten, die als Rassen bezeichnet werden. Ursprünglich war auf der Alpennordseite nur die „Dunkle Europäische Honigbiene“ Apis Mellifera mellifera beheimatet. Die dunkle Biene entwickelt sich aber im Frühjahr sehr langsam und erreicht erst im Juni ihren Volkshöhepunkt. In unserer landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft liegt die Haupttracht (Raps, Obst) aber im Frühjahr. Deshalb setzten ab Mitte des 20. Jahrhunderts die Imker auch bei uns vermehrt die „Carnica“ Biene Apis mellifera carnica ein, die ursprünglich im südöstlichen Alpenraum beheimatet war und auch als Kärntner Biene bezeichnet wird. Die Carnica zeichnet sich durch Sanftmut und eine schnelle Frühjahrsentwicklung aus. Sie ist eine robuste, anpassungsfähige Bienenrasse, die gut mit heißen Sommern und kalten Wintern zurechtkommt. Ein feuchtes Küstenklima verträgt sie dagegen nicht. Im Laufe der Jahre verdrängte die Carnica schon wegen ihrer Sanftmut die Dunkle Europäische Honigbiene in Deutschland fast vollständig. Ein Imkern in der Stadt oder im Siedlungsbereich ist mit der Dunklen Europäischen Honigbiene schwer vorstellbar.

1913 wurde in England die dort ansässige Dunkle Europäische Honigbine durch die Tracheenmilbe fast vollständig ausgerottet und Bruder Adam kreuzte im englischen Kloster Buckfast die überlebenden Bienenvölker mit der italienischen Biene Apis Mellifera ligustica. Hieraus entstand die Buckfastbiene. Die Buckfast ist eine reine Zuchtrasse, bei der natürlich entstandene geografisch getrennte Bienenrassen gekreuzt wurden.

Bei der Reinzucht geht es darum, die durch geografische Abgrenzung natürlich entstandene Bienenrasse zu erhalten. Wird in einer Region mit verschiedenen Bienenrassen (Carnica und Buckfast) geimkert, so kommt es zwangsläufig zu ungewollten Kreuzungen mit unplanbaren Folgen. Um dies zu verhindern und um die Rasse zu erhalten werden überall staatlich anerkannte Belegstellen eingerichtet. Im Umkreis von 7 km dürfen dort keine weiteren Bienenvölker aufgestellt werden und die Imker können die Belegstelle für ihre Königinnenzucht nutzen.